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Christine Lavant in Moosburg

Seit dem 20. Dezember vergangenen Jahres ist ein Bildnis von Christine Lavant auf einer Hauswand in Moosburg zu sehen. Über dem Eingang zur Apotheke wird im Rahmen einer „Galerie der Gedanken“ das wunderbare schwarz/weiß Foto von Ernst P. Prokop gezeigt. Christine Lavant an einem Tisch sitzend, rauchend und hinter der Hand vor ihrem Gesicht ist ein Lächeln zu ahnen – „Ich habe ja auch Zeiten, in denen ich grundlos glücklich bin“.

Einer der Initiatoren und Begleiter des Projekts ZUMGLUECK.JETZT Dr. Arnold Mettnitzer, berichtet.

Dritte Lavant-CD von Ramona Kasheer erschienen

Foto: CD-Cover Herzhandteller
Foto: CD-Cover Herzhandteller

Die Musikerin Ramona Kasheer veröffentlichte Ende 2020 ihre nunmehr dritte CD, auf der sie sich mit dem Werk von Christine Lavant auseinandersetzt.

Das Gedicht „Herzhandteller“ eröffnet den Reigen von 10 Liedern und gibt der CD auch den Namen.

Ramona Kasheer hat 10 Texte aus den beiden Lyrik-Bänden der Werkausgabe (zu Lebzeiten veröffentliche Gedichte sowie Gedichte aus dem Nachlass, Wallstein Verlag) und dem Band „Kunst wie meine ist nur verstümmeltes Leben“ (Otto Müller Verlag), vertont und eingespielt. Sie begleitet sich wie immer selbst auf der Gitarre und spielt Klavier. Neu ist die Zusammenarbeit mit dem Bandeonisten Ruei-Ran Wu und der Theremin-Spielerin Pamela Stickney. Ihre langjährigen Begleiterinnen, die Streicherinnen des Koehne-Quartetts, unterstützensie bei Lied Nr. 6 „Tänzer“.

Die CD „Herzhandteller“ wie auch die ersten beiden CDs „Du von draussen, ich von drinnen“ und „Fluchtwurzel“ können ab sofort bei coalbox@ramonakasheer.com  bestellt werden.

Aufzeichnungen aus dem Irrenhaus im Theater Akzent

Gerti Drassl, Foto: Yasmina Haddad
Gerti Drassl, Foto: Yasmina Haddad
Brot & Sterne: Foto: Hans Ringhofer
Brot & Sterne: Foto: Hans Ringhofer

Sechs Wochen verbrachte Christine Lavant als Zwanzigjährige in der „Landeskrankenanstalt“ Klagenfurt, nachdem sie einen Suizidversuch mit Medikamenten unternommen hatte. Elf Jahre später, im Herbst 1946 schrieb sie über ihre Erlebnisse mit Patientinnen, Pflegerinnen und Ärzten in der Institution Psychiatrie. Vor allem aber über ihre Selbstwahrnehmungen, die Zustände des eigenen Bewusstseins und Unterbewusstseins in dieser existenziellen Situation. Überscharf und mit höchster Intensität setzt die Autorin konkrete Situationen ins Bild, den Klinikalltag, die Behandlungen, die implizite Gewalt und die Strategien des Überlebens; alles ist dabei durchdrungen von apokalyptischen Phantasien.

Gerti Drassl gestaltet diesen inneren Monolog mit Empathie und Präzision. Glasklar und eindringlich macht sie selbst die leisesten Zwischentöne hörbar. Die abstrakten Klänge von Brot & Sterne erzeugen eine akustische Kulisse, die den Text einbetten. Es entsteht eine Wort & Musik-Erzählung von großer Intensität.

Termin: 14. April 2021, Theater Akzent, Beginn: 19:30 Uhr

Preise: Euro 35/25,-

Lavant lesen IV und V mit Angela Krauß und Judith Schalansky

Angela Krauß, Lavant-Preisträgerin 2019. Foto: APA - Ludwig Schedl
Angela Krauß, Lavant-Preisträgerin 2019. Foto: APA – Ludwig Schedl
Judith Schalansky mit Protektor Hans Schmid. Foto: APA - Martin Hörmandinger.
Judith Schalansky mit Protektor Hans Schmid. Foto: APA – Martin Hörmandinger.

5. Mai und 15. Juni 2021 jeweils um 19:00 Uhr – Literaturhaus Wien (1070 Wien, Zieglergasse 26A)

Die während der Ausstellung „Christine Lavant. Ich bin wie eine Verdammte die von Engeln weiß“ 2019 im Literaturhaus Wien begonnene Lese- und Gesprächsreihe „Lavant lesen“  sollte 2019 fortgeführt werden. Die Beschränkungen während der Lockdowns im Frühjahr wie auch im Herbst zwangen uns zur Absage der geplanten Abende mit Angela Krauß, der Preisträgerin 2019,  wie auch jenen mit der Preisträgerin 2020 Judith Schalansky.

Beide Veranstaltungen werden nun im Frühjahr 2021 nachgeholt.

Am 5. Mai kommt Angela Krauß ins Literaturhaus und wird gemeinsam mit Dr. Karl Wagner, Mitglied des literarischen Beirats der Internationalen Christine Lavant Gesellschaft und Juror, einen Abend zu  Christine Lavant gestalten: „Ich hab ja auch Zeiten, wo ich grundlos glücklich bin“.

Am 15. Juni lesen und diskutieren dann Judith Schalansky und Daniela Strigl, auch sie Mitglied des literarischen Beirats der ICLG und Jurorin.

Exklusiv für unsere Mitglieder: Lavant Werk zum Weihnachts-Sonderpreis

Fotos: Wallstein Verlag

Am 11. Oktober 2020 wurde anlässlich der Verleihung des Christine Lavant Preises an Judith Schalansky im RadioKulturhaus erstmals das Gesamtwerk von Christine Lavant in einer kunstvoll gestalteten Kassette präsentiert. Auf insgesamt 2998 Seiten in vier Bänden: Zu Lebzeiten veröffentlichte Gedichte – Zu Lebzeiten veröffentlichte Erzählungen – Gedichte aus dem Nachlass – Erzählungen aus dem Nachlass. Seit Ende Oktober gibt es die Kassette aus dem Wallstein Verlag nun auch im Buchhandel zum Ladenpreis von € 99,00.

Mitglieder unserer Gesellschaft können diese Kassette jetzt zum Sonderpreis von € 75,00 inklusive Versandkosten bestellen und noch vor Weihnachten erhalten. Ein Kontingent für die Mitglieder der Internationalen Christine Lavant Gesellschaft macht dies möglich.

So einfach geht’s zur Weihnachtsaktion:  bis spätestens 4. Dezember eine Mail an office@christine-lavant.com mit Angabe der Lieferadresse oder ein Anruf unter +43-1- 961 82 82-33. Die Rechnung erhalten Sie noch im Dezember per e-Mail oder per Post an Ihre Mitgliedsadresse.

Nutzen Sie diese einmalige Gelegenheit für ein außergewöhnliches Weihnachtsgeschenk!

Dokumente einer ungewöhnlichen Begegnung

Christine Lavant hat bei einem ihrer Wien-Besuche Lotte Tobisch kennengelernt. Die Burgschauspielerin und Grande Dame der Wiener Society, später bekannt geworden als unübertroffene Organisatorin des Wiener Opernballs (1981 – 1996) ist 2019 verstorben. In ihrem Nachlass, der zum Teil der Wien Bibliothek übergeben wurde, finden sich zwei Briefe der Kärntner Dichterin, die von einer ungewöhnlichen Freundschaft erzählen.

Gegensätzlicher können Frauen nicht sein:

Hier die elegante Lotte Tobisch aus einer großbürgerlichen, adeligen Familie, zu Hause in der Welt des Theaters und in Kontakt mit namhaften Intellektuellen. (u.a. ist ihr Briefwechsel  mit Theodor Adorno in Buchform erschienen).

Und dort die einzigartige, in ihrer Erscheinung dem ärmlichen Milieu ihrer Herkunft tief verbundene und dabei so enigmatische Persönlichkeit Christine Lavant.

Wir haben keine genaue Kenntnis von den Begegnungen der beiden Frauen, wir wissen, dass Lotte Tobisch für Christine Lavant öfters Karten fürs Burgtheater oder die Staatsoperbesorgt hat, vielleicht sogar mit ihr einzelne Vorstellungen besucht hat. Es ist anzunehmen, dass die Dichterin auch bei ihr zu Hause zu Gast war.

Es sind in beiden Fällen Dankesbriefe, einmal für Fotos, die ihr Lotte Tobisch geschickt hat, einmal für eine Karte – diese Grüße haben Christine Lavant  sehr gefreut, sie hat diese Aufmerksamkeiten auch als ein Zeichen von Zuneigung verstanden und hat umgekehrt ohne Scheu ihre Bewunderung für die Wiener Freundin zum Ausdruck gebracht.

Originalbrief – Quelle: Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung, Nachlass Lotte Tobisch, ZPH 1827

„Liebe Lotte Tobisch!

Sie sind ein bezauberndes Geschöpf. Daß ich Sie von Anfang an mochte, werden Sie vermutlich gespürt haben. Es ist nicht leicht, mich aus meiner Dumpfheit und Verlassenheit auch nur etwas zu (erhöhen?), aber Ihre Pfingstkarte vermochte es. Liebe, ich hätte es mir bei Gott nicht vorstellen können, daß ein so bezauberndes Geschöpf auch Einsamkeit überstehen muß.

Wenn einige m. Gedichte Ihnen tatsächlich zusagen, dann wird es mich vielleicht nicht mehr so davor ekeln. Wie gütig und großzügig Sie sind. Fast hätte es mich weinen gemacht.

Seien Sie gesegnet und bedankt dafür

Von Ihrer Christine L.“

Die Transkription folgt der Schreibweise der Autorin.

Diese beiden Briefe sind undatiert und so ist nicht genau zu eruieren, wann diese geschrieben wurden. Auch die Poststempel geben keinen Hinweis, da diese über die Jahre unleserlich geworden sind.

In jedem Fall aber sind sie ein beredtes Zeugnis dafür, wie Christine Lavant mit Ihren Texten, aber auch als Person die engen Grenzen ihrer Kärntner Heimat  hinter sich lassen konnte und überall große Anerkennung fand.

Annemarie Türk

Unbekannte Zeichnungen von Christine Lavant aufgetaucht

Bei der Sichtung des Nachlasses des international bekannten Grafikers und Lehrers Johann Hofmann  fielen Dr. Berthold Ecker, Kunsthistoriker und Kurator, 3 Zeichnungen auf, die wohl Christine Lavant zugeschrieben werden könnten und zu erwerben wären. Es war ein überraschender Anruf, als er mich von diesem Fund informierte.

So kamen wir mit der Familie Faiss in Kontakt. Ewald Faiss stammt aus Wolfsberg und hat durch die Freundschaft seines Vaters mit Christine Lavant die Dichterin von früher Jungend an gekannt. Bei einem Besuch in ihrem kleinen Zuhause in St. Stefan im Lavanttal, wahrscheinlich 1968, erzählt Erika Faiss, war auch ihr Bruder, der Grafiker Johann Hofmann dabei. „Christine Lavant hatte es sich auf ihrem bunten, mit Teppichen bestückten Sofa gemütlich gemacht und gerne mit uns geplaudert. Die Zeit verging im Nu … irgendwann fiel ihr Blick auf unsere Wanderschuhe, die sie sehr bewunderte. Zurück in Wien sandte ihr mein Bruder zwei Tage später ein Paar leichte Wanderschuhe, wofür sie sich herzlich bedankte.“ Ganz ist es Frau Faiss nicht erinnerlich, wie diese 3 Zeichnungen in den Nachlass Johann Hofmanns kamen, vielleicht waren diese ein Dank für die Wanderschuhe, die er ihr zum Geschenk machte ? Was Erika Faiss und ihrem Mann blieb ist die Erinnerung „an eine für uns unvergessliche Begegnung“.

Die drei  Zeichnungen auf zwei A4-Blättern zeigen Landschaften, einmal mit Ölkreide ausgeführt, ein andere mit Wasserfarben und mit Ölkreide konturiert sowie eine Filzstiftzeichnung. Zwei sind signiert mit dem für sie charakteristischen Chr.L., Jahresangaben fehlen auch hier wie bei allen bekannten Zeichnungen.

Ihre Motive sind meist der unmittelbaren Umgebung entnommen, sanfte Hügel, Bäume und Blumen; wir kennen von ihr Tag- und Nachtbilder, strahlende Sonnen und den von ihr in ihren Gedichten so oft zitierten Mond.

Christine Lavant hat schon in ihrer Kindheit zu zeichnen begonnen, lange vor ihrer Begegnung und Ehe mit dem Künstler Josef Habernig. Es war ihr das Zeichnen und Malen wohl auch ein wichtiges Ausdrucksmittel und sie schuf zahlreiche Blätter, mit denen sie grosszügig umging und es wird erzählt, dass sie gerne und viele ihrer Zeichnungen verschenkte.

Heutzutage tauchen immer wieder „neue“ Zeichnungen von ihr auf und es ist zu vermuten, dass es noch einige mehr gibt als zur Zeit bekannt sind. Christine Lavant hat ihre Zeichnungen nicht immer signiert und deshalb mag vielen nicht bewusst sein, von wem diese stammen.

Annemarie Türk

*Gespräch mit Erika Faiss am 25.8.2020

Zeichnungen fotografiert von Karin Gasser

Dienstag, 29.09.2020, 19.00 Uhr „Lavant lesen IV“

Angela Krauß & Karl Wagner – „Ich hab ja auch Zeiten, wo ich grundlos glücklich bin“. Gedichte und Prosa

Angela Krauß © Suhrkamp Verlag
Angela Krauß © Suhrkamp Verlag

Literaturhaus Wien – 1070 Wien, Seidengasse 13/Ecke Zieglergasse

Die im Vorjahr begonnene Gesprächsreihe mit Autor/inn/en der Gegenwart über das Werk von Christine Lavant wird mit der Preisträgerin des Christine-Lavant-Preises 2019, Angela Krauß und dem Literaturwissenschaftler und Juror Karl Wagner fortgesetzt.

Angela Krauß, geb. 1950 in Chemnitz, studierte von 1969 bis 1972 an der Fachhochschule für Werbung und Gestaltung in Berlin, 1976 bis 1979 Studium am Literaturinstitut Johannes R. Becher in Leipzig, wo sie seit 1980 als freie Schriftstellerin lebt. 1988 erhielt sie für Der Dienst den Bachmann-Preis, zahlreiche weitere Auszeichnungen folgten (u. a. Hermann-Lenz-Preis 2007; Franz-Nabl-Preis 2011). Zuletzt bei Suhrkamp erschienen: Der Strom (2019), Eine Wiege (2015), Im schönsten Fall (2011).

Karl Wagner, geb. 1950 in Steyr, studierte Germanistik und Anglistik in Wien; 2003 bis 2015 Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Zürich; publizierte zu Robert Walser, Peter Rosegger, Peter Handke u. a.; Literaturkritiker u. a. für Ö1, Falter, Die Presse, Der Standard, NZZ und DRS2.

(Eine Kooperation von Literaturhaus Wien und Internationale Christine Lavant Gesellschaft)

Ö1 Hörspiel des Jahres 2019:

Zweiter Platz für Christine Lavants „Aufzeichnungen aus dem Irrenhaus“ mit Gerti Drassl und Brot & Sterne – Erster Platz geht an Josef Winkler, „Laß Dich heimgeigen, Vater, oder den Tod ins Herz mir schreibe“

„Aufzeichnungen aus dem Irrenhaus“ © Mandelbaum
„Aufzeichnungen aus dem Irrenhaus“ © Mandelbaum

Bei der vom ORF zum 27. Mal durchgeführten Publikumswahl wählten Ö1-Hörerinnen und Hörer aus 27 Neuproduktionen des Jahres 2019 die beliebtesten Hörspiele: Den zweiten Platz zum „Hörspiel des Jahres“ vergaben die Hörerinnen und Hörer an „Aufzeichnungen aus dem Irrenhaus“ von Christine Lavant. 1935 verbrachte die Kärntner Schriftstellerin Christine Lavant als Zwanzigjährige, nachdem sie einen Suizidversuch mit Medikamenten unternommen hatte, sechs Wochen in der „Landeskrankenanstalt Klagenfurt“. 1946, elf Jahre später, schrieb sie ihre Erlebnisse mit Patientinnen, Pflegerinnen und Ärzten in der Institution Psychiatrie nieder. Peter Rosmanith komponierte mit Franz Hautzinger und Matthias Loibner, die gemeinsam als „Brot & Sterne“ auftreten, die Musik, führte Regie und schuf ein überzeugendes literarisches Klangbild. Gerti Drassl liest den Text mit einer schlichten Innigkeit, die den Kosmos Christine Lavants entstehen lässt und die HörerInnen gefangen nimmt.

Das Hörbuch ist im Mandelbaum-Verlag erschienen und kann über den lokalen Buchhandel bezogen werden.

„Wie pünktlich die Verzweiflung ist“

Himmel, Hölle, Fegefeuer im Werk von Hieronymus Bosch und in der Poesie von Christine Lavant

Hieronymus Bosch, Das Jüngste Gericht,
Foto © Gemäldegalerie der Akademie der Bildenden Künste, Wien
Rötel Portrait, Christine Lavant, Foto © Hans Schmid Privatstiftung

Dieser Abend mit Arnold Mettnitzer, Autor, Theologe und Psychotherapeut und Edgar Unterkirchner, Musiker, Komponist und Saxophonist am Donnerstag, 30. April 2020 um 19 Uhr im Theatermuseum, Lobkowitzplatz 2, 1010 Wien – veranstaltet von der Gemäldegalerie der Akademie der Bildenden Künste – verspricht etwas ganz Besonderes zu werden. Wer die Gedichte von Christine Lavant liest, hält mit Herzblut geschriebene Urerfahrungen in Händen. Lavant ruft, fleht, bittet, klagt, stellt Fragen…                                                       

Anmeldung erforderlich unter +43 (0)1 58816 2201 oder gemaeldegalerie_anmeldung@akbild.ac.at  – www.akademiegalerie.at

Vorausgesetzt, diese Veranstaltung kann zu diesem Zeitpunkt bereits stattfinden.

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