Werner Pietsch, © KELAG

Mit der KELAG, der Kärntner Elektrizitäts-Aktiengesellschaft, hat die Internationale Christine Lavant Gesellschaft einen neuen Sponsor-Partner und Unterstützer im Bemühen um das Werk Christine Lavants gefunden – ein willkommener Anlass um mit dem Leiter der Konzernkommunikation, Prok. Mag. Werner Pietsch ein kurzes Gespräch zu führen.

AT: Die KELAG hat in ihren vielfältigen Sponsoringprojekten immer schon eine große Nähe zur Literatur gezeigt – siehe Bachmann-Preis. Wie findet ein Energieunternehmen zur Literatur ? Oder besser was verbindet die KELAG mit dem literarischen Leben Kärntens ?

Werner Pietsch:‘
Kärnten ist gesegnet mit einem sehr großen Schatz an bedeutsamer Literatur. Warum das so ist, dafür gibt es viele Erklärungsversuche: Ist es das Zusammentreffen vieler Kulturen, ist es das melancholisch-kreative Gemüt der Menschen oder die hohe Sensibilität und Ausdruckskraft der Autorinnen und Autoren, die unser Land zu einem bevorzugten literarischen Biotop werden ließen ? Völlig egal ! Die Kelag hat als Kärntner Leitunternehmen eine gesellschaftliche Verantwortung, vielleicht sogar einen kleinen Bildungsauftrag. Von der Erkenntnis, dass Literatur in und für Kärnten wichtig und essentiell ist, zum Literatursponsoring ist es nur noch ein kleiner Schritt. 

AT: Warum haben Sie sich nun für ein Engagement in der Internationalen Christine Lavant Gesellschaft entschieden ? Ist es vor allem die Person der Dichterin, deren Werk neue Aufmerksamkeit erfährt oder aber geht es Ihnen auch um die Aktivitäten rund um den Christine Lavant Preis und die damit ausgezeichneten Schriftsteller und Schriftstellerinnen ?

Werner Pietsch:
Eigentlich hat Christine Lavant als Schriftstellerin und als außergewöhnliche Persönlichkeit schon Strahlkraft genug, um sich zu engagieren. Einerseits das Bemühen der Internationalen Christine-Lavant-Gesellschaft mit einem Preis den Blick noch stärker auf das großartige Werk der Dichterin zu richten und andererseits andere Autorinnen und Autoren zu unterstützen, macht ein Sponsoring noch zwingender.

AT:  Was, glauben Sie, sagt uns Christine Lavant heute, – ihre Texte, die von einem harten Leben erzählen, von Krankheit und Armut, die aber auch zornig sein können und hadern mit einem naiven Gottvertrauen ? Was können Zeitgenossen mitnehmen aus der Lektüre der Texte dieser Kärntner Dichterin ?

Werner Pietsch:
Ihre Prosa ist von zeitloser Einfachheit und Klarheit und doch sind ihre Geschichten so bildstark, traurig und trotzig zugleich. Das Lyrische Werk ist mindestens so beeindruckend, weil vielschichtig und voller Wehmut. Das Schreiben war ihre Leidenschaft, ihr Überlebensmittel, das spürt man in jeder Zeile.

AT: Was sollte getan werden, was braucht es, um Christine Lavant jungen Lesern und Leserinnen nahezu bringen ?

Werner Pietsch:
Das Werk von Christine Lavant gehört zum Kanon der österreichischen Literatur und sollte an den Schulen seinen festen Platz im Deutschunterricht bekommen. Aber auch die zeitgemäße digitale Aufbereitung von Lavant-Texten und deren Verbreitung auf einschlägigen Social-Media-Plattformen oder ein gut gemachter autobiographischer Film wären Möglichkeiten, Christine Lavant jungen Leserinnen und Lesern näher zu bringen.

AT: Darf ich Sie fragen, wie Sie persönlich Zugang zum Werk Christine Lavants gefunden haben ? Und wann ? Möchten Sie einen Text nennen, der Ihnen besonders nahe gegangen ist ?

Werner Pietsch:
Den Namen Christine Lavant hörte ich erstmals in der Volksschule von einem katholischen Pfarrer namens Thonhauser. Er stammte aus dem Lavantal und war mit Christine Lavant verwandt. Seine Erzählungen beeindruckten mich wohl so, dass ich mich viel später mit ihren Erzählungen und ihrem lyrischen Werk beschäftigte. Die Erzählung „Das Wechselbälgchen“, die traurige Geschichte eines von einer Magd unehelich geborenen, behinderten Mädchens, umgeben von einem gnadenlosen, ländlich, katholischen Milieu, ist mir besonders nahe gegangen.

Das Interview führte Annemarie Türk, Vorstandsmitglied der Internationalen Christine Lavant Gesellschaft.