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Christine Lavant – „Ich bin wie eine Verdammte die von Engeln weiß“

Die Ausstellung „Christine Lavant – Ich bin wie eine Verdammte die von Engeln weiß“ präsentiert ab 8. Mai teils selten gezeigte Lebenswerke der und über die Kärntner Dichterin im Literaturhaus Wien.

Die Vernissage findet am 8. Mai 2019 um 19 Uhr im Literaturhaus Wien statt.

Neben der Begrüßung durch Literaturhaus-Direktor Mag. Robert Huez und dem Präsidenten der Internationalen Christine Lavant Gesellschaft Dr. Hans Gasser wird die Kuratorin der Ausstellung und Vorstandsmitglied der ICLG Annemarie Türk zur Ausstellung sprechen. Musikalisch untermalt wird die Vernissage von Ramona Kasheer, die einige ihrer Lavant-Vertonungen singen wird.

Die Ausstellung läuft von 9. Mai bis 25. September 2019 im Literaturhaus Wien, Seidengasse 13, 1070.

Öffnungszeiten:
Mai – Juni: Mo bis Do 9 – 17 Uhr
Juli – September: Mo bis Mi 9 – 17 Uhr

Die Ausstellung „Ich bin wie eine Verdammte die von Engeln weiß“ präsentiert die Dichterin Christine Lavant (1915-1973) anhand von teils selten gezeigten Lebensdokumenten sowie Ton- und Bildaufnahmen – und spiegelt zugleich die enorme Strahlkraft, die ihr Werk auf bildende Künstler/innen, Komponist/inn/en und Musiker/innen ausübte und nach wie vor ausübt.
Neben Briefen, Fotografien und Dokumenten sind auch einige ihrer Zeichnungen zu sehen. Ihr einziges Fernsehinterview, das sie 1968 der Autorin Jeannie Ebner gegeben hatte, führt die Besucher/innen in die bescheidene Wohnung der Dichterin in St. Stefan im Lavanttal.

Das Werk der Christine Lavant, ihre Gedichte und Prosatexte, haben Freunde und Wegbegleiter schon zu Lebzeiten zu künstlerischen Auseinandersetzungen und neuen Werken inspiriert. Auch die nachfolgenden Generationen von Künstlerinnen und Künstlern sind von ihren Texten immer wieder berührt und angeregt, künstlerisch auf sie zu antworten.
„Prosa wie Lyrik von Christine Lavant machen etwas mit mir. Sie werfen mich durch Mauern von Beiläufigkeit hindurch auf Prüfstände. Eine Phrase, eine Anrufung …. die Dichterin benutzt dieselben Worte unserer Muttersprache Deutsch – und doch evoziert sie Anderes, öffnet und weitet auch meine Bewusstheit.“ Die bildende Künstlerin Eva Choung Fux hat Christine Lavant nie persönlich kennen gelernt, aber ihr Werk beschäftigt und begleitet sie bis heute. So wie so viele andere KünstlerInnen auch.

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Eva Choung Fux: Skizzen auf Papier zu Christine Lavant – Das Wechselbälgchen, 1998

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Eva Choung Fux: Skizzen auf Papier zu Christine Lavant –  Das Wechselbälgchen, 1998

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Eva Choung Fux: Skizzen auf Papier zu Christine Lavant – Das Wechselbälgchen, 1998

Ein Audioguide lässt uns die Stimme Christine Lavants beim Lesen ihrer Gedichte hören, dazu Ausschnitte aus Vertonungen von Gerhard Lampersberg (drei Duette Herr, o Herr), Dieter Kaufmann (Aufzeichnungen aus dem Irrenhaus), Elisabeth Naske (fünf Chorwerke) und der Liedermacherin Ramona Kasheer.

Die bildenden Künstler Reimo Wukonig und Eduard Lesjak haben sich in sehr unterschiedlicher Art und Weise dem Werk Christine Lavants genähert. Eva Choung Fux schuf Skizzen zur Erzählung Das Wechselbälgchen und Tommy Schneider eine Hommage an die Dichterin in Stein. Bella Ban formte 2018 einen beeindruckenden Bronzekopf der Dichterin, dem eines der sieben farbigen Portraits (Öl auf Leinwand) von Werner Berg gegenübersteht. Der Fotograf Ernst Peter Prokop zeigt in einem 13-teiligen Fotozyklus ein anderes Gesicht der Dichterin: nicht jenes von ärmlichen Verhältnissen und von Krankheit gezeichnete, sondern das einer dem Leben zugewandten selbstbewussten Frau.

Diese Auswahl ist selektiv und im Bewusstsein, dass sich auch andere KünstlerInnen und MusikerInnen mit dem Werk Christine Lavants auseinandergesetzt haben.

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Bella Ban: Eine Annäherung an Christine Lavant. Kopf der Dichterin. (Bronze vergoldet in Vitrine). 2018,  Fotos © Karin Gasser

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Eduard Lesjak: Lavant Vakant. Nähbilder auf schwarzem Samt. 2018.

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Renald Deppe: Tabulatura di Penitenza „Mein Herz geht durch die Feuersbrunst (wie schwer wiegt das verkohlte…)“ (Tuschen, Nussbaum- & Eisengallustinte auf Packpapier) Für Christine Lavant, 2014.

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Tommy Schneider: Hommage an Christine Lavant. Skulptur (Granit, Beton u. Acrylharz), 2018.

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Christine Lavant: Zeichnungen. Fotos © Karin Gasser

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Christine Lavant: Zeichnungen. Fotos © Karin Gasser

Begleitprogramm zur Ausstellung:
Lavant lesen I
Montag, 27. Mai 2019, 19:00 Uhr – Andrea Grill und Daniela Strigl

Lavant lesen II
Dienstag, 4. Juni 2019, 19:00 Uhr – Bodo Hell und Klaus Amann

Lavant lesen III
Dienstag, 24. September 2019, 19:00 Uhr – Stefanie Sourlier und Karl Wagner

Alle Veranstaltungen finden im Literaturhaus Wien, Seidengasse 13, 1070 Wien statt.

Der große Lavant-Abend beim Literaturfest Lesen.Hören in Mannheim

Der große Lavant-Abend am Literaturfest Lesen.Hören in Mannheim
Am 4. März gab es in der Mannheimer Alten Feuerwache einen ganz besonderen Abend unter dem Titel „Der große Lavant-Abend. Erika Pluhar liest. Monika Rinck erzählt.“  Die großartige Erika Pluhar las Texte von Christine Lavant und schaffte es damit einmal mehr, auch dem deutschen Publikum die große Kärntner Dichterin näher zu bringen.
Insa Wilke, Leiterin des Literaturfests und Literaturkritikerin der Süddeutschen Zeitung, schreibt über Christine Lavant: „Christine Lavant […] sollte neben der Droste, der Günderrode und Dichtern wie Georg Heym oder Erzählern wie Robert Walser längst in den Literatur-Kanon aufgenommen sein. Ist sie aber nicht. Dabei stammen von ihr einige der prächtigsten, energetischsten Gedichte und Prosatexte, die die deutschsprachige Literatur zu bieten hat.“

Zu dem Abend gibt es gleich zwei Rezensionen, die wir Ihnen keinesfalls vorenthalten möchten.

Hohe Literatur aus tiefem Tal – Mannheimer Morgen
Englein zimmern Saerglein – Rheinpfalz

 

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Fotos: © Hans Gasser

Save the date: Eröffnung der Christine Lavant gewidmeten Ausstellung im Literaturhaus Wien

Mittwoch, 8. Mai 2019, 19:00

Literaturhaus Wien, Seidengasse 13/Ecke Zieglergasse, 1070 Wien

In dieser Ausstellung werden nicht nur verschiedene und selten gezeigte Portraits der Dichterin zu sehen sein, sondern auch persönliche Gegenstände und Dokumente, wie zum Beispiel ihre Schreibmaschine, ein Leihgabe des Musil-Instituts in Klagenfurt. Man kann hier auch eine andere Seite der Christine Lavant kennenlernen – ihre Zeichnungen wurden bisher noch nie öffentlich ausgestellt gezeigt.

Einen wichtigen Teil dieser Schau bilden Arbeiten von bildenden Künstlern und Künstlerinnen, die von ihren Texten inspiriert wurden, wie zum Beispiel Bilder und Skulpturen von Eva Choung Fux, Reimo Woukonig, Bella Ban, Eduard Lesjak u.a.

Christine Lavant hat viele Komponistinnen und Komponisten angeregt zu einer musikalischen Neuschöpfung ihrer Texte, einige davon werden zu hören sein, wie zum Beispiel von Gerhard Lampersberg, Dieter Kaufmann und Elisabeth Naske. Natürlich hört man die Dichterin auch beim Lesen ihrer Lyrik, erlebt sie aber auch in raren Film- und Fernsehaufnahmen. Zusätzlich sind Aufzeichnungen diverser ihr gewidmeter Veranstaltungen abrufbar.

Neben der Eröffnung am 8. Mai werden auch 3 Begleitveranstaltungen „Lavant lesen“ mit den Mitgliedern des literarischen Beirats der Internationalen Christine Lavant Gesellschaft stattfinden:

am 27. Mai mit Daniela Strigl, am 4. Juni mit Klaus Amann und am 24. September mit Karl Wagner

Interview mit Dieter Kaufmann und Gunda König

Das Künstlerehepaar Gunda König und Dieter Kaufmann hat sich seit vielen Jahren – jeder auf seine Weise – sich mit dem Werk Christine Lavants auseinandergesetzt.

Der Komponist Dieter Kaufmann hat die „Aufzeichnungen aus einem Irrenhaus“ als Grundlage für eine Komposition genommen, die Schauspielerin Gunda König hat einige Leseabende, die Christine Lavant gewidmet waren, gestaltet. Annemarie Türk, Vorstandsmitglied der ICLG, führte das folgende, sehr aufschlussreiche Interview mit den beiden.

 

Annemarie Türk: Dieter Kaufmann, Sie haben sich als Komponist mit Texten von Christine Lavant auseinandergesetzt und die „Aufzeichnungen aus einem Irrenhaus“ musikalisch umgesetzt. Passierte diese Annährung gemeinsam oder getrennt voneinander und was hat sie zu dieser intensiven Beschäftigung bewogen?

Dieter Kaufmann: Unser Interesse an Christine Lavant ist unabhängig voneinander entstanden. In meinem Blickwinkel war Christine Lavant schon seit den 60er-Jahren, als ich mein Germanistikstudium mit einer Dissertation über sie beenden wollte. Dazu ist es dann allerdings nicht gekommen.

 

Türk: Gunda König, Sie haben sich als Schauspielerin dem Werk Christine Lavants angenommen und viele Abende, oft gemeinsam mit Musikern, gestaltet.

Gunda König: Als Schauspielerin war ich gerade in meinem ersten Engagement im Stadttheater Klagenfurt (1969) und besuchte die Lesung einer Kollegin mit Lyrik von Christine Lavant. Bis dahin kannte ich nichts von ihr. Bei dieser Lesung – es war eine schon erfahrene und „reife“ Tragödin – stellte ich fest, dass ich nichts verstehe. Damals dachte ich, man müsste auch „komplizierte und verschlüsselte“ Lyrik so einfach lesen, bzw. interpretieren können, dass sie dem Publikum verständlich und begreifbar wird – und davor natürlich einem selbst. Wie hat Paul Celan gemeint, als man ihn für seine Lyrik um Rat fragte: „Lesen und immer wieder lesen“. Das ist mir ein Leitfaden bis heute.

 

Türk: Dieter Kaufmann – wann wurde diese Komposition aufgeführt, wo und mit wem?

Kaufmann: Meine Komposition von „Aufzeichnungen aus einem Irrenhaus“ ist in den Jahren 2011 und 2012 für Aufführungen des Vokalensembles „Hortus Musicus Klagenfurt“ in vier Teilen entstanden. Die Uraufführung des gesamten Werks fand am 26. Juli 2012 im Günther Domenig – Steinhaus in Steindorf am Ossiachersee statt und wurde am 10. Jänner 2013 vom ORF im Ö1 Zeitton gesendet.

 

Türk: Gunda König – sie wurden ja eingeladen, auch am und für den Tonhof einen Lavant-Abend zu konzipieren und aufzuführen. Der Tonhof von Gerhard und Maja Lampersberg war nicht nur für viele Jahre eine wichtige Begegnungsstätte für junge Künstlerinnen, es war auch für Christine Lavant von großer Bedeutung. Mit dem Ehepaar Lampersberg hat sie ja eine sehr intensive Freundschaft verbunden – war es also etwas Besonders dort zu lesen?

König: Der Tonhof ist natürlich der Ort, wo die Lavant noch spürbar ist; wo ich über sie durch Maja und Gerhard Lampersberg auch privaten Einblick bekommen habe. Es war daher eine Art Erfüllung, dort Christine Lavant zu lesen und das war es nicht nur für mich, sondern auch für die Musiker des „Christine Lavant Quartetts“, gegründet von Alexander und Isabelle Eberhard. Wir lasen und spielten dort am 20. und 21. Juni 2015 unter dem Titel „So nah ging mir die Nacht noch nie“.

 

Türk: Wie haben Sie beide die Rezeption ihrer Lavant-Abende bzw. Konzerte erlebt?

Kaufmann: Die Aufführungen sind auf großes Interesse gestoßen. Am 4. Oktober 2013 fand eine Aufführung im Tonhof-Stadel in Maria Saal statt, zu der auch Schulklassen eingeladen waren und Aufsätze über ihre Eindrücke schreiben sollten.

König: Ich hatte Lesungen auch im Musil-Literaturhaus Klagenfurt, in Maria Saal, Feldkirchen, Viktring, in der Alten Schmiede Wien – die Erfahrung war immer dieselbe: Christine Lavant interessiert, sie wird geschätzt und geliebt.

 

Türk: Ist ihre Auseinandersetzung mit Christine Lavant damit zu Ende oder wird sie ihre Dichtung auch in Zukunft beschäftigen. Dürfen wir uns Neues erwarten? Es liegt ja nun eine 4-bändige Werkausgabe vor, in der es viel bislang Unbekanntes, Unpubliziertes zu entdecken gilt.

Kaufmann: Für mich ist die Auseinandersetzung mit dem Werk Christine Lavants eher abgeschlossen. Ihre Lyrik empfinde ich selbst als Musik, der ich nicht unbedingt etwas hinzufügen will. 2016 wirkte ich als Komponist beim Tanztheaterstück „Die Vögel der Christine“ von Eva Reitmann im Theater des Klagenfurter Ensembles (KE) mit, das aus der Auseinandersetzung mit dem Gedicht „Ich möchte einen Becher haben“ entstanden ist.

König: Das Werk von Christine Lavant, ihr Leben, ihre Persönlichkeit und ihre Freundschaften sind aus dem Schatz des Weltkulturerbes nicht mehr wegzudenken und immer noch Anlass, sich damit zu beschäftigen. Sie ist eine Konstante in meinem Leben geworden.

 

Türk: Was macht die Beschäftigung mit Christine Lavant heute, 40 Jahre nach ihrem Tod so interessant und wichtig für kommende Generationen?

König: Ihre Texte sind voll Anteilnahme am Leiden ihrer Mitmenschen und gehen immer wieder auf kritische Distanz zum Begriff der göttlichen Allmacht, die dieses Leiden nicht verhindert.

 

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© Klara Kaufmann

Gunda König

Drei Jahre Lehrtätigkeit am Lycée français in Wien, gleichzeitig Schauspielausbildung. Engagements am Stadttheater Klagenfurt, den Komödienspielen Porcia, am Theater der Jugend, Theater an der Wien, Volkstheater etc.; Rundfunk (internationaler Hörspielpreis „Prix futura“) und Fernsehen. 1975 Gründung des „K&K Experimentalstudios“ mit dem Komponisten Dieter Kaufmann. Tourneen und Auftritte in Europa, Nord- und Südamerika. Mitwirkung als Schauspielerin in mehreren Opern-Uraufführungen (Lampersberg, Logothetis, Zykan, Alcalay, Kaufmann, P. Androsch).

 

Interview : Dieter Kaufmann

© Regine Hendrich

Dieter Kaufmann

Geb. 1941 in Wien, in Kärnten aufgewachsen, Studien in Wien und Paris, em.Univ.Prof., 2001-13 Präsident der Austro Mechana, Komponist von elektroakustischen, vokalen und instrumentalen Werken, von Musiktheater und Multimedia-Produktionen, die er zusammen mit seiner Frau Gunda König mit dem K&K Experimentalstudio/MusikTheater-Verein K&K seit 1970 international aufführt

Christine Lavant auf der Buch Wien 2018

Gleich zwei Lesungen bzw. Gespräche drehten sich in diesem Jahr auf der Wiener Buchmesse auch um Christine Lavant.  Am Sonntag vormittag präsentierte Klaus Amann, Mitherausgeber der vierbändigen Werkausgabe und Vorsitzender des Literarischen Beirates der Internationalen Christine Lavant Gesellschaft,  den vierten und letzten Band der Werkausgabe „Christine Lavant –  Erzählungen aus dem Nachlass“ auf der DER STANDARD-Bühne. Zwischen dem Moderator und – ebenfalls Lavant-Kenner – Cornelius Hell und Klaus Amann entstand ein interessanter und hörenswerter Austausch über die Prosa-Texte Christine Lavants. Klaus Amann selbst las auch Auschnitte aus dem aktuellsten Lavant-Band vor.

Direkt im Anschluss daran fand auf der selben Bühne eine Lesung des diesjährigen Christine-Lavant-Preisträgers Klaus Merz statt. Klaus Merz‘ literarisches Werk weist vielerlei Bezüge zu demjenigen Christine Lavants auf. Thomas Strässle benannte diese Bezüge in der Jurybegründung so: „Klaus Merz schreibt vor allem Lyrik und Prosa, seine Texte handeln von Außenseitern und Randständigen, aber auch von Abenteurern und rastlos Liebenden, und er wendet sich meist dem Lokalen zu, um es zum Kosmos zu weiten.“ Nach eigener Erzählung des Autors Klaus Merz war ihm Christine Lavant schon vor Jahrzehnten eine wichtige Autorin, die allerdings über die Jahre in Vergessenheit gerat. Durch die Verleihung des Christine Lavant Preises begann für ihn ein „Wiederlesen und Neuentdecken“, das ihn schließlich auch dazu anregte, seine eigenen Texte nach Lavant-Bezügen abzuklopfen.

So las Klaus Merz auf der Buch Wien aus seinen eigenen (vor allem Prosa-)Texten, deutliche Bezüge zu Lavants Werk wurden aber spürbar. Und abschließend konnte der Lavant-Preisträger erfreulicherweise auch noch davon überzeugt werden, dem Publikum auch ein paar seiner eigenen Gedichte vorzulesen.

Die gut besuchte „Lavant-Stunde“ zeigt das rege Interesse an der Kärntner Dichterin auf und die Begeisterung dafür, dass mit der Werkausgabe nun eine ausführliche Zusammenschau ihrer Werke und jede Menge Lesestoff für Lavant-Fans vorliegt.

 

 © Hans Gasser

Klaus Amann und Cornelius Hell – © Hans Gasser

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Klaus Amann – © Hanna Biller

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Stefan Gmünder und Klaus Merz – © Hans Gasser

 © Hanna Biller

Klaus Merz – © Hanna Biller

Christine Lavant auf Polnisch

Die polnische literarische Zeitschrift „Literatura na Świecie“ bringt den polnischen LeserInnen Weltliteratur in Übersetzungen näher. In der aktuellen Ausgabe findet sich erfreulicherweise auch ein Prosa-Text von Christine Lavant, und zwar die Erzählung „Der Knabe“. Die Übersetzung stammt von der renommierten Übersetzerin Małgorzata Lukasiewicz, die in der Vergangenheit auch schon Lavants „Aufzeichnungen aus einem Irrenhaus“ ins Polnische übersetzt hat.

Einen Auszug aus dem polnischen Text finden Sie hier.

Christine Lavant vertont

Die Vorarlberger Musikerin und Sängerin Ramona Kasheer beschäftigt sich schon lange und intensiv mit den Texten Christine Lavants. Nun hat sie ihre erste CD mit Vertonungen von 9 Gedichten vorgelegt – „Du von draussen, ich von drinnen“ ist bei coalbox records erschienen.  Bei der musikalischen Umsetzung wurde sie von ausgezeichneten MusikerInnen wie zum Beispiel Edgar Unterkirchner oder dem Koehne-Quarttett (Joanna Lewis, Emily Stewart, Anne Karvey-Nagl, Melissa Coleman) begleitet.

Diese CD ist zu bestellen bei coalbox@ramonakasheer.com und kostet 18,– plus 3,– für den Versand. Kaufen kann man sie in der „Buchinsel“ in der Margaretenstraße 76 im fünften Wiener Gemeindebezirk.

 

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Die Magd der Literatur

„Diese Erzählungen aus dem Nachlass sind keineswegs nur eine Pflichtlektüre für Lavant-Kenner oder literaturgeschichtlich Interessierte. Hier öffnet sich ein brodelnder Prosastrom, der irritiert, den Atem stocken lässt und immer wieder die Augen für geschundene Menschen […] öffnet.“
Diese lobenden Worte findet Cornelius Hell in der Literaturbeilage der Presse „Spektrum“ für den aktuellen und letzten Band der vierbändigen Werkausgabe Christine Lavants. Viel Vergnügen mit der Lektüre dieser wunderbaren Empfehlung!

 

Den Artikel finden Sie hier.

Interview mit Eva Choung-Fux

 

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1998, Lavant Skizze – © Eva Choung-Fux

Immer wieder inspirieren die Texte Christine Lavants auch andere Künstler und Künstlerinnen für ihre eigene Arbeit. Annemarie Türk, Vorstandsmitglied der ICLG, führte ein Interview mit der Wiener Künstlerin Eva Choung-Fux, die eine Reihe ihrer Werke der großen Kärntner Dichterin gewidmet hat.

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Eva Choung-Fux – © Eva Choung-Fux 

Annemarie Türk: Wann begannen Sie sich mit Christine Lavant und ihren Texten zu beschäftigen?

Eva Choung-Fux: In den achtziger Jahren war es ihr CV und die Gedichte aus „Spindel im Mond“, „Die Bettlerschale“ die mich bannten. 1998 befasste ich mich intensiv mit dem Prosawerk „Das Wechselbälgchen“. Christine Lavant ist in die tiefsten Untiefen ihrer assoziativen Ansammlung von Eigenerfahrung, überpersönlichem Erahnen, Verstehen, Begreifen abgetaucht. Und aus den Tiefen trägt sie dem Ursächlichsten am Menschsein – der Liebesfähigkeit – auch im verlogenen, feindlich-feigen und abgestumpften Geflecht von menschlichen Unfähigkeiten – den Funken einer Chance.

1998, in einem Kärntner Kurheim, entstanden die ersten kleinformatigen Skizzen zum „Wechselbälgchen“. 1999 der 7-teilige Zyklus „Christine Lavant – Prosa“, im Jahr 2000 das Diptychon „Christine Lavant – Lyrik“.

Türk: Haben Sie Christine Lavant jemals persönlich kennen gelernt?

Choung-Fux: Nein.

Türk: Beziehen sich Ihre Bilder auf einzelne Gedichte, Textzeilen oder reflektieren sie Texte in ihrer Gesamtheit?

Choung-Fux: Prosa wie Lyrik von Christine Lavant machen etwas mit mir. Sie werfen mich durch Mauern von Beiläufigkeit hindurch auf Prüfstände. Eine Phrase, eine Anrufung, eine Werke-Gesamtheit, die Dichterin benutzt dieselben Worte unserer Muttersprache Deutsch wie wir – und doch evoziert sie Anderes, öffnet und weitet auch meine Bewusstheit.

Türk: Ihre abstrakte Malerei hat einen sehr poetischen Gestus und schreibt die Lavantsche Poesie ins Visuelle weiter …

Choung-Fux: Meine, der Dichterin gewidmeten Arbeiten haben mit Demut zu tun. Ich nehme ihre Texte sehr langsam und stumm lesend auf. Später lese ich dieselben laut und nehme meine Stimme auf Tonband auf. Hörend schreibe ich. Die Übertragung des Gehörten in Aufschreibung entzieht sich in der Folge dem Lesen. Durch vielfaches Übereinanderschreiben des Textes vernetzen sich alle Worte und dergestalt reiche ich sie „in abstractum“ der Dichterin wieder.

Türk: Sie beschäftigen sich in ihrer Arbeit oft mit Literatur und verschiedenen SchriftstellerInnen – welche Impulse empfangen Sie von Ihnen und ihren Texten? Und was macht dabei die Besonderheit von Lavants Texten aus?

Choung-Fux: Mich fasziniert Kommunikation über alle Maßen. Die Notationen von Musik, Literatur im Besonderen. Über die Hochachtung die ich ihrem Werk entgegenbringe hinaus, bindet mich Verehrung und persönliche Anteilnahme an den Lebenslauf von Christine Lavant. Es ist als ob von ihrer großen Kraft in aller Schwäche etwas zu mir strahlte und sich in meiner Arbeit wiederfände.

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1998, Lavant Skizze – © Eva Choung-Fux

Eva Choung-Fux, in Wien geboren, studierte an der Akademie für angewandte Kunst in Wien. Mit ihrem Mann Young Jin Choung lebte sie zwischenzeitlich in Japan und Südkorea. Professorin für Druckgrafik und Fotografie an der Universität für angewandte Kunst Wien, Gastprofessorin an Universitäten in Asien, Europa und den USA. 2000 verlegte sie ihren Lebensmittelpunkt nach Mallorca.

Eva Choung-Fux arbeitet mit den Medien Malerei, Druckgrafik und in ihren Skulpturen in bedächtigen Arbeitsschritten und mit abstrakten Notationen. In der Fotografie hält sie die Wirklichkeit in Bruchteilen von Sekunden als Metapher ihrer selbst fest. Ihr Werk und ihre Person sind ständig verbunden mit zeitgenössischen Komponisten und Dichtern unterschiedlichster Nationalitäten und Kulturen, immer wieder sucht sie aber auch den Bezug zu Personen und Geschichten der Vergangenheit. Dabei ist ihre Kunst Ausdruck von Protest und Agonie, aber auch von Sehnsucht und Hoffnung unserer Zeit.

 

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2000, Lavant Lyrics – © Eva Choung-Fux

 

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