Interview mit dem Kärntner Künstler und Fotografen Manfred Bockelmann

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Quelle Foto: http://manfred-bockelmann.de/zur-person/

Annemarie Türk: Unter Ihren Portraits finden sich auch Darstellungen von Christine Lavant. Was war Ihr Beweggrund für diese sehr schönen Kohlezeichnungen der Dichterin – war es eine persönliche Begegnung oder waren es ihre Texte?

Manfred Bockelmann: Ich habe Christine Lavant persönlich nie getroffen. Ihre Lyrik hat mich vom ersten Augenblick an tief berührt.

 

AT: Wie und wann sind diese Zeichnungen entstanden?  Haben Ihnen Fotos als Vorlage gedient oder war es Ihre Erinnerung an Christine Lavant, aus der Sie für diese Arbeiten geschöpft haben?

MB: Mein Freund Heiner Hammerschlag hat eine Lesung ihrer Briefe im „Haus der Begegnung“ 2005 in Maria Saal veranstaltet. Ich habe hierfür, aus eigenem Antrieb, eine großformatige Porträtzeichnung (Kohle auf Leinwand) geschaffen. Es erschien mir wichtig, dem Publikum das eindrucksvolle Antlitz dieser berührenden Persönlichkeit gegenüber zu stellen.
Als Vorlage diente mir ein Foto des Malers und Fotografen Egon Wucherer aus dem Band Die Bettlerschale (1956 Otto Müller Verlag).

 

AT: Was ist das für Sie Essentielle an Lavants Texten?

MB: Die Wucht ihrer Inhalte. Die poetischen Wortschöpfungen: VERMONDUNG zum Beispiel.

 

AT: Inwieweit ist das schwierige persönliche Schicksal und Leben von Christine Lavant für Ihre Beschäftigung mit ihr ausschlaggebend?

MB: Ihr persönliches Schicksal ist der Fundus für ihr literarisches Wirken. Ich nehme Anteil und begleite SIE durch das Lesen. Ich tauche ein in IHRE Welt.

 

AT: Werden Sie Ihre Gedichte und Prosatexte auch weiterhin begleiten?  Wir haben ja bald die Möglichkeit im 4. Band der neuen Gesamtausgabe bisher unveröffentlichte Texte kennenzulernen. Dürfen wir auf eventuell neue Bilder angeregt von Christine Lavants Texte hoffen?

MB: Ich kann es kaum erwarten! Christine Lavant ist, von Anfang an, eine große Inspiration für mich.

 

Der Maler und Fotograf Manfred Bockelmann wurde 1943 in Klagenfurt geboren. Seine Ausbildung beendete er 1966 mit einem Studium für Frescomalerei, Grafik und Fotografie in Graz und startete in München eine erfolgreiche Karriere als Fotograf für große Magazine. 1971 begegnete er in Zürich Friedensreich Hundertwasser. Aus dem Dialog der beiden entstand nach einer gemeinsamen Reise auf dessen Schiffskutter das Kunstbuch „Hundertwasser Regentag“ – eine Synthese aus Fotografie und Malerei. Sein erster Film „Neulandsuite“ wurde 1984 in der ARD ausgestrahlt, sein zweiter Film „Auf beiden Seite des Vorhangs“ über Udo Jürgens, seinen Bruder, wurde im März 2005 im ZDF gezeigt. Fotografie und Malerei bleiben bis heute in seiner Arbeit gleichberechtigt. Manfred Bockelmann hat seine Arbeiten in weit über 100 Ausstellungen in Galerien und auf Kunstmessen im ln- und Ausland gezeigt. Seit 1990 arbeitet und lebt und er mit seiner Familie in Kärnten, München und Wien.

 

2007, 125x170

Manfred Bockelmann, 2007, Kohle, 125×170 cm, © Manfred Bockelmann

 

2007, 150x110cm

Manfred Bockelmann, 2007, Kohle, 150×110 cm , © Manfred Bockelmann

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