Bei der Sichtung des Nachlasses des international bekannten Grafikers und Lehrers Johann Hofmann  fielen Dr. Berthold Ecker, Kunsthistoriker und Kurator, 3 Zeichnungen auf, die wohl Christine Lavant zugeschrieben werden könnten und zu erwerben wären. Es war ein überraschender Anruf, als er mich von diesem Fund informierte.

So kamen wir mit der Familie Faiss in Kontakt. Ewald Faiss stammt aus Wolfsberg und hat durch die Freundschaft seines Vaters mit Christine Lavant die Dichterin von früher Jungend an gekannt. Bei einem Besuch in ihrem kleinen Zuhause in St. Stefan im Lavanttal, wahrscheinlich 1968, erzählt Erika Faiss, war auch ihr Bruder, der Grafiker Johann Hofmann dabei. „Christine Lavant hatte es sich auf ihrem bunten, mit Teppichen bestückten Sofa gemütlich gemacht und gerne mit uns geplaudert. Die Zeit verging im Nu … irgendwann fiel ihr Blick auf unsere Wanderschuhe, die sie sehr bewunderte. Zurück in Wien sandte ihr mein Bruder zwei Tage später ein Paar leichte Wanderschuhe, wofür sie sich herzlich bedankte.“ Ganz ist es Frau Faiss nicht erinnerlich, wie diese 3 Zeichnungen in den Nachlass Johann Hofmanns kamen, vielleicht waren diese ein Dank für die Wanderschuhe, die er ihr zum Geschenk machte ? Was Erika Faiss und ihrem Mann blieb ist die Erinnerung „an eine für uns unvergessliche Begegnung“.

Die drei  Zeichnungen auf zwei A4-Blättern zeigen Landschaften, einmal mit Ölkreide ausgeführt, ein andere mit Wasserfarben und mit Ölkreide konturiert sowie eine Filzstiftzeichnung. Zwei sind signiert mit dem für sie charakteristischen Chr.L., Jahresangaben fehlen auch hier wie bei allen bekannten Zeichnungen.

Ihre Motive sind meist der unmittelbaren Umgebung entnommen, sanfte Hügel, Bäume und Blumen; wir kennen von ihr Tag- und Nachtbilder, strahlende Sonnen und den von ihr in ihren Gedichten so oft zitierten Mond.

Christine Lavant hat schon in ihrer Kindheit zu zeichnen begonnen, lange vor ihrer Begegnung und Ehe mit dem Künstler Josef Habernig. Es war ihr das Zeichnen und Malen wohl auch ein wichtiges Ausdrucksmittel und sie schuf zahlreiche Blätter, mit denen sie grosszügig umging und es wird erzählt, dass sie gerne und viele ihrer Zeichnungen verschenkte.

Heutzutage tauchen immer wieder „neue“ Zeichnungen von ihr auf und es ist zu vermuten, dass es noch einige mehr gibt als zur Zeit bekannt sind. Christine Lavant hat ihre Zeichnungen nicht immer signiert und deshalb mag vielen nicht bewusst sein, von wem diese stammen.

Annemarie Türk

*Gespräch mit Erika Faiss am 25.8.2020

Zeichnungen fotografiert von Karin Gasser