Klaus Amann‘s jüngstes Buch „Ich bin maßlos in allem“ schafft es auf Platz 3 der ORF Bestenliste im Februar. Lesen Sie mehr darüber unter diesem Link: orf.at/stories
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Ein Film, drei neue Bücher, eine Vielzahl von Ausstellungen und Veranstaltungen in Wien, Salzburg, der Steiermark und Kärnten bereicherten dieses Jahr 2023, in dem sich der Todestag von Christine Lavant zum 50. Male jährt. All diese Aktivitäten und Projekte machen deutlich, wie aktuell das Werk der Kärntner Dichterin ist, es immer noch und immer wieder Menschen berührt und sie die Auseinandersetzung mit der Person wie auch ihren Texten suchen.
Der ORF produzierte mit der Kärntner Filmfirma Graf die TV-Dokumentation „Wie pünktlich die Verzweiflung ist“ (Buch und Regie Danielle Proskar), die am 5. Juni in Treffpunkt Kultur/ORF II das erste Mal ausgestrahlt wurde.
Klaus Amann legte eine beeindruckende Auswahl von Briefen, Texten und Dokumenten unter dem Titel „Ich bin maßlos in allem. Biographisches“ (Wallstein Verlag) vor, die unter anderem erstmals einen Teil des Briefwechsels mit Werner Berg öffentlich macht. Dieses Buch wurde am 26. September im Literaturhaus vorgestellt, sowie im November im Rahmen der Buch Wien. Das Interesse war da wie dort sehr groß.
Die deutsche, vielfach ausgezeichnete Schriftstellerin Jenny Erpenbeck legte in der Reihe „Bücher meines Lebens“ (Kiepenheuer & Witsch) einen bemerkenswerten Essay über Christine Lavant vor, in dem sie von ihrer Annäherung und Auseinandersetzung mit Leben und Werk erzählt und die Leser und Leserinnen teilhaben lässt an ihrer Faszination für Christine Lavant. Jenny Erpenbeck zeichnet auch verantwortlich für eine Auswahl von Gedichten, die unter dem Titel „Seit heute, aber für immer“ auch im Wallstein Verlag erschien und beschließt diese Ausgabe mit einem berührenden wie interessanten Nachwort. Beide Bände wurden in der Österreichischen Gesellschaft für Literatur am 28. November vorgestellt.
Auch Theaterbühnen widmeten Aufführungen der Dichterin Christine Lavant. Allen voran das Burgtheater: am 26. April konnte man die musikalisch begleitete Lesung „Leise lieb ich mich in dich hinein“ im Kasino sehen und hören¸ am 25. Oktober lasen im großen Haus Klaus Maria Brandauer und Heidelinde Weis aus dem Briefwechsel Christine Lavant und Werner Berg. Es war dies der letzte Bühnenauftritt von Heidelinde Weis, die Ende November in Villach verstarb.
Im Rahmen des Österreich-Gastland-Auftritts bei der Buchmesse Leipzig präsentierten Brot & Sterne in der Schaubühne Lindenfels ihre vielfach akklamierte musikalische Lesung des „Wechselbälgchen“ mit Schauspielerin Anne Bennent.
Die Ensemble Porcia in Spittal/Drau veranstaltete am Todestag, dem 7. Juni, in den ausverkauften Probebühnen, eine Lesung mit Musik und einem Gespräch über Christine Lavant.
In der Steiermark zeigte die Kulturinitiative Kürbis in Wies eine Hommage an Christine Lavant zum 50. Todestag „Leben in der Vorhölle“. Die szenische Lesung wurde im November aufgrund des Erfolgs und der großen Nachfrage wieder aufgenommen.
Im Burghof der Stadt Klagenfurt brachte die Regisseurin Ute Liepold eine Collage von Texten Christine Lavants auf die Open-Air-Bühne: Christine Lavant – ein Theaterstück.
In der Ingeborg-Bachmann-Kuppel wurdeam 4. Mai am Wiener Karlsplatz Christine Lavant gedacht und am 25. Mai lasen und sangen Erika Pluhar und Ramona Kasheer mit Musikerinnen aus den USA und Australien im Porgy & Bess.
Die Veranstaltungsreihe im Literaturhaus Wien „Lavant lesen“ ging mit Klemens Renoldner und dem Lavant-Preisträger 2022 Alois Hotschnig in die siebente Runde. „Dem Hindernis einen Sinn geben“ war Ausgangspunkt für ein inhaltsvolles Gespräch zu ausgesuchten Texten Lavants am 16. Mai.
Das bekannte Musikensemble Hortus Musicus Klagenfurt gestaltete im März in Klagenfurt und Villach Konzerte mit unterschiedlichen Vertonungen von Lavants Gedichten unter dem Titel „Ich hab genug erfahren“, im Juli folgte die Wiederaufführung von Dieter Kaufmanns musikalisch-szenischer Bearbeitung der „Aufzeichnungen aus einem Irrenhaus“
Im Musil-Museum in Klagenfurt waren gleich zwei Ausstellungen zu Christine Lavant zu sehen. „Lavant auf Stein“ ein gemeinsames Projekt des Fotografen Ernst Peter Prokop und des bildenden Künstler Ernst Gradischnig, das nun zum ersten Mal gezeigt wurde. Die Ausstellung „I, die Lavant“ in der Literatur Lounge, vereinte 9 Künstler und Künstlerinnen, die sich in unterschiedlichsten Medien – Malerei und Zeichnungen, Strick-Objekte, Stein-Skulpturen, Scherenschnitte und Video – dem Werk von Christine Lavant annäherten.
Die steirische Künstlerin Luise Kloss, die sich seit 2015 jeden Sommer einen Monat zurückzieht, um ungestört an einem Gedicht von Christine Lavant zu arbeiten, zeigte die dabei entstandenen Buchobjekte und Bilder anlässlich des Gedenkens zum 50. Todestag in Millstatt und Graz.
Es ist eine beeindruckende Liste von Projekten und Veranstaltungen und trotzdem kann dieser Rückblick keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, sondern erfasst nur jene Projekte und Veranstaltungen, von denen wir Kenntnis erhielten. Aber diese Vielzahl und auch diese Vielfältigkeit unterstreichen einmal mehr, dass Christine Lavant und ihr Werk in dieser von Krisen geschüttelten Welt eine Renaissance erlebt, dass ihre literarische Stimme in diesen unsicheren Zeiten den Interessierten und Lesenden Orientierung zu geben vermag.
Text: Annemarie Türk
Am 25. Oktober um 20:00 Uhr verleihen zwei großartige Schauspielerpersönlichkeiten Christine Lavant und Werner Berg ihre Stimme, wenn sie bisher unveröffentlichte Briefe zwischen den beiden lesen.
Mitglieder der Internationalen Christine Lavant Gesellschaft erhalten exklusiv 20% Nachlass auf Online-Tickets und sind vor der Vorstellung von der Internationalen Christine Lavant Gesellschaft auf ein Glas Wein ins Erzherzogzimmer eingeladen. Eingang bitte über die Feststiege Volksgartenseite ab 18:45 Uhr.
Weitere Informationen, auch zur Online-Buchung finden Sie HIER
Wie jedes Jahr ist die Internationale Christine Lavant Gesellschaft zu Gast auf der Buch Wien, – heuer sogar mit zwei Veranstaltungen:
Am Freitag, den 10. November, präsentiert Klaus Amann um 17.30 Uhr auf „Der Standard-Bühne“ das neue gewichtige Werk Christine Lavant: Ich bin maßlos in allem. Biographisches. Ausgewählt und kommentiert von Klaus Amann, erschienen im September 2023 im Wallstein Verlag.
Am Sonntag, den 12. November, spricht Klemens Renoldner, der Vorsitzende des Literarischen Beirats und Sprecher der Jury, mit dem Preisträger Yevgeniy Breyger, um 14 Uhr auf „Der Standard-Bühne“ darüber, welche Bedeutung dieser Preis für einen jungen Autor hat, seinen Bezug zu Christine Lavant und über seine nächsten literarischen Pläne.
Buch Wien: Messe Wien, Halle D – 2. Bezirk, Trabrennstraße (U2 Krieau)
Online-Ticketshop: buchwien.at/tickets
Dieses veranstaltungsreiche Jahr beschließt ein Abend in der Österreichischen Gesellschaft für Literatur am Dienstag, den 28. November 2023, um 19 Uhr.
ÖGL: 1010 Wien, Herrengasse 5 (Palais Wilczek, Stiege 1, 2. Stock)
Die deutsche Schriftstellerin Jenny Erpenbeck hat sich für die Reihe „Bücher meines Lebens“ (Verlag Kiepenheuer & Witsch) Christine Lavant gewählt und ein berührendes und poetisches Essay über die Kärntner Dichterin geschrieben. Sie lässt uns in diesem Text teilhaben an ihrer Faszination für Christine Lavant, deren Gedichte sie zum ersten Mal las, als sie Mitte der 90er Jahre in Graz lebte.
Im Wallstein Verlag ist in diesem Herbst auch noch eine besondere Auswahl von Gedichten Christine Lavants erschienen: Seit heute, aber für immer. Diese Auswahl hat Jenny Erpenbeck getroffen und mit einem Nachwort ergänzt, das uns das Werk der Christine Lavant auf eine ganz besondere Weise erschließt.
Manfred Müller, der Literaturwissenschaftler und Geschäftsführer der Österr. Gesellschaft für Literatur, moderiert diesen Abend und wird mit Jenny Erpenbeck nach Ihrer Lesung über ihre Auseinandersetzung mit Christine Lavant ein Gespräch führen.
LITERATURHAUS WIEN
Buchpräsentation am
Dienstag, den 26. September um 19 Uhr im Literaturhaus Wien
1070 Wien, Zieglergasse 36A
Christine Lavant
“Ich bin maßlos in allem”.
Biographisches.
Ausgewählt und kommentiert von Klaus Amann
Klaus Amann im Gespräch mit der Schriftstellerin Andrea Grill
BURGTHEATER
Heidelinde Weis und Klaus Maria Brandauer
lesen aus dem Briefwechsel von Christine Lavant und Werner Berg
25. Oktober 2023 um 20 Uhr
Burgtheater
Universitätsring 2, 1010 Wien
20% Ermäßigung für Mitglieder der Internationalen Christine Lavant Gesellschaft mit dem Aktionscode: LESUNG
BUCH WIEN 2023
Yevgeniy Breyger wird auch auf der Buch Wien zu Gast sein und sie können ihn am
Sonntag, den 12. November um 14 Uhr auf der Standard-Bühne im Gespräch mit Klemens Renoldner erleben.
Messegelände Wien, Halle D
1020 Wien, Trabrennstraße. U2 Krieau
Nach einem ereignisreichen Frühjahr, in dem in Salzburg, Wien, Leipzig, der Steiermark und in Kärnten an Christine Lavant und ihr großartiges Werk erinnert wurde, wartet der Herbst mit weiteren interessanten Veranstaltungen auf Literaturinteressierte.
Bereits jetzt und noch bis Ende Oktober im Musil-Museum in Klagenfurt ist die Ausstellung „Lavant auf Stein“ zu sehen.
Der Fotograf Ernst Peter Prokop und der bildende Künstler Ernst Gradischnig arbeiten schon seit einiger Zeit an einem faszinierenden, gemeinsamen Ausstellungsprojekt, das nun zum ersten Mal gezeigt wird. Prokops Porträts der Dichterin Christine Lavant werden von Gradischnig in Lithografien interpretiert. Es entstehen Bilder von Christine Lavant, die man so noch nicht gesehen hat, gleichsam „Lavant auf Stein“.
Am 26. September 2023 wird im Literaturhaus in Wien, der neue Band
Christine Lavant: Ich bin maßlos in allem. Biographisches. Ausgewählt und kommentiert von Klaus Amann. (Wallstein Verlag 2023)
präsentiert. Klaus Amann wird im Gespräch im Katja Gasser neue Einblicke in Christine Lavants Leben und Denken geben.
Christine Lavant begegnet uns in all ihren Texten. Es ist ihre eigene Welt, über die sie schreibt. Was bislang fehlt, ist eine Biographie. Aus Anlass des 50. Todestages erscheint nun ein biographisches Porträt der Dichterin. Zwei Drittel der Texte in diesem Buch stammen von Christine Lavant selbst – und sind bisher unveröffentlicht. Dazu bilden die hier erstmals veröffentlichten Auszüge aus dem Briefwechsel zwischen Christine Lavant und ihrem Geliebten, dem Künstler Werner Berg, das einzigartige Herzstück. Zahlreiche zeitgenössische Fotografien, Zeichnungen und Gemälde, darunter erstmals sämtliche Porträts, die Werner Berg von Christine Lavant geschaffen hat, zeigen sie und ihre Welt.
SAVE THE DATE
Matinee im ORF Radiokulturhaus am Sonntag, den 8. Oktober 2023, um 11 Uhr
Preisverleihung des 8. Christine Lavant Preises.
Eine der besten Lavant-Interpretinnen – Gerti Drassl – wird aus den Briefen und dem Werk der Dichterin lesen. Edgar Unterkirchner, Saxophon, Julia Hofer, Cello und Hannah Senfter, Harfe umrahmen musikalisch. Klemens Renoldner, der Vorsitzende des Literarischen Beirats stellt den/die PreisträgerIn 2023 vor und spricht die Laudatio. Martin Traxl moderiert die 90 minütige Veranstaltung, die auch im Live Stream zu sehen sein wird. Link folgt im nächsten Newsletter.
Wie jedes Jahr ist die Internationale Christine Lavant Gesellschaft zu Gast auf der Buch Wien.
Bitte merken Sie sich folgende zwei Termine vor:
Freitag, 10. November 2023, um 17.30 Uhr, Buchpräsentation „Ich bin maßlos in allem – Biografisches“ mit dem Herausgeber Klaus Amann (Der Standard-Bühne)
Sonntag, 12. November 2023, 14 Uhr, Gespräch mit dem/der PreisträgerIn des Christine Lavant Preises 2023 (Der Standard-Bühne)
Den Veranstaltungsreigen beschließt am 28. November 2023 in der Österreichischen Gesellschaft für Literatur die Präsentation gleich zweier Bücher –
Jenny Erpenbecks Essay über Christine Lavant in der Reihe „Bücher meines Lebens“ bei Kiepenheuer & Witsch, sowie
„Seit heute, aber für immer“ Gedichte von Christine Lavant ausgewählt und mit einem Nachwort von Jenny Erpenbeck im Wallstein Verlag.
Adressen und Veranstaltungsorte.
Musilmuseum: Klagenfurt, Bahnhofstraße 50
Literaturhaus Wien: 1070 Wien, Zieglergasse 36A
Buch Wien: Messegelände Wien, Halle D, Trabrennstraße/U2 Krieau
Österreichische Gesellschaft für Literatur im Palais Wilczek – 1010 Wien, Herrengasse 5 (Stiege 1, 2. Stock)
Am 16. Mai 2023 trafen sich im Literaturhaus Wien Alois Hotschnig, der Lavant-Preisträger 2022, und Klemens Renoldner, Vorsitzender des Literarischen Beirats der ICLG, zum einem Gespräch über ausgesuchte Werke von Christine Lavant. Im Mittelpunkt standen die drei Erzählungen „Das Kind“, „Das Wechselbälgchen“ und „Aufzeichnungen aus dem Irrenhaus“. Hören und sehen Sie selbst:
Anlässlich des 50. Todestages der Dichterin Christine Lavant findet im Robert Musil Literatur Museum eine umfassende Ausstellung unter dem Titel „I, DIE LAVANT“ statt.
Kuratiert von INA LOITZL, sind Arbeiten von IRIS CHRISTINE AUE, BARBARA BERNSTEINER, ELIISABETH WEDENIG, NIKOLAUS HABJAN, PETER PUTZ, ARNE RAUTENBERG, RENATE VINATZER-MAHLKNECHT, REIMO WUKOUNIG und INA LOITZL zu sehen.
Im Namen des Bürgermeisters lädt Kulturreferent Stadtrat Mag. Franz Petritz herzlich zur Eröffnung der Ausstellung am Montag, 5. Juni 2023, um 16:30 Uhr ein.
Begrüßung: Mag. Alexander Gerdanovits | Leiter der Kulturabteilung der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee
Eröffnung: Stadtrat Mag. Franz Petritz | Kulturreferent der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee
ORT: Robert Musil Literatur Museum, Bahnhofstraße 50, 9020 Klagenfurt am Wörthersee
Um 19:00 Uhr führt die Kuratorin Ina Loitzl durch die Ausstellung,
um 20:00 Uhr folgt ein Konzert mit der Musikerin Ramona Kasheer, die ihr neues Lavant Album HEINMGEHN; PRÄSENTIERT:
ORT: Robert Musil Literatur Museum, Bahnhofstraße 50, 9020 Klagenfurt am Wörthersee
Interview mit der steirischen Künstlerin Luise Kloos
In Ihrem breiten Oeuvre haben seit einiger Zeit auch Gedichte von Christine Lavant Platz gefunden. Aus einem Projekt, einer einzelnen Arbeit wurde eine Serie – erzählen Sie uns bitte von den Anfängen und wie sich das entwickelt hat.
Den Ausgangspunkt für meine Arbeit an Gedichten von Christine Lavant bildete eine Einladung zu einer Ausstellung der Gruppe 77 (deren Mitglied ich bin) in der Steirischen Landesbibliothek zum Thema „Buch“. Ich hatte kurz zuvor zufällig den Wiener Buchbinder Stefan Ortbauer kennengelernt, der nach mittelalterlicher Bindetechnik großformatige Buchobjekte gebunden hat, und in meiner Begeisterung erwarb ich sofort ein solches Objekt. Mein Ziel war es, für diese Buchausstellung die Idee der Buchmalerei aus dem Mittelalter aufzugreifen. Ein Gedicht von Christine Lavant erschließt sich dem Leser/der Leserin oft nicht sofort. Das Erfassen in seiner tiefen Bedeutung und in der Intimität beim Betrachten des Bildes zur Textzeile ermöglicht eine sehr persönliche Erfahrung von Literatur und Bild. So habe ich das Gedicht „Ich will das Brot mit den Irren teilen“ in 19 Bildern verarbeitet.
Was ist das Besondere für Sie an Christine Lavant?
Die Gedichte von Christine Lavant bewegen mich in mehrfacher Hinsicht. Abgesehen von der wunderbaren Sprache und den Worterfindungen spricht sie in Metaphern und Bildern. Sie spricht Intellekt und Gemüt gleichermaßen an. Ihre Literatur ist unerreicht. Tiefgründig erforscht und erschließt sie alle Winkel der Seele. Wenn Christine Lavant schreibt, sie hätte nur ihr Leben, über das sie schreiben könne, so öffnet sie mit ihrer Literatur allen Menschen eine tiefe Begegnung mit sich selbst und mit dem Potential der Transformation. Obwohl ihre Texte das Leidvolle und Schmerzliche beinhalten, bergen ihre Gedichte die Transformation und integriert das Potential der Erkenntnis in wunderbarer Weise. Sie lässt uns nicht im Gefühl des Schmerzes, des Kummers, der Verzweiflung, der Hoffnungslosigkeit, des Schreckens zurück, sondern schenkt uns mit den Transformationen immer wieder ganz und gar überraschende Einblicke in Möglichkeiten, neue Sichtweisen, humorvoll, durchdrungen von Leichtigkeit.
Jede dieser Arbeiten bezieht sich auf ein Gedicht – nach welchen Kriterien wählen Sie diese Gedichte aus? Was ist ausschlaggebend dafür, dass Sie dieses eine zum Gegenstand ihrer Arbeit machen?
Ich nehme mir seit 2015 jeden Sommer ein Monat Zeit, um ungestört an einem Gedicht von Christine Lavant zu arbeiten. Ich bereite lediglich die Materialien vor. Mit dabei habe ich die Gedichtbände. Wenn meine Arbeitsphase startet, dann erst beginne ich im Hinblick auf mein Vorhaben zu lesen und lasse mich „berühren und finden“. Es ist also mein persönliches Sein in dieser Phase, mein Gefühl für das Gedicht, was es mir im Augenblick sagen kann, sehr ausschlaggebend.
Sie arbeiten in den unterschiedlichsten künstlerischen Techniken, – welche in diesem Falle? Und warum?
Bei der Arbeit an den Buchobjekten – das sind fertig gebundene Bücher aus handgeschöpftem Papier im Format von 70 x 100 cm – muss ich mich sehr konzentrieren, denn ich kann kein misslungenes Bild verwerfen, ohne dass ich das gesamte Objekt verwerfe… Ganz zu Beginn habe ich verschiedene Proben mit den unterschiedlichsten Techniken versucht. Das Resultat war, dass sich am besten Acrylfarbe, Tusche und manchmal auch Bleistift eignet. Es ist vor allem das Papier selbst, das mir die Vorgaben macht. Bevor ich jedoch mit der Arbeit im Buch starte, mache ich zahlreiche Entwürfe, um ein schlüssiges Gesamtkonzept zu entwickeln; Details können sich im Arbeitsprozess jedoch durchaus noch ändern. Und die Arbeit am Text selbst ist eine ganz wichtige Phase, die meistens acht bis zehn Tage Zeit in Anspruch nimmt. Manche Zeilen können oft auch mehrere Tage dauern, bis ich sie in ihrer Tiefe wirklich verstanden habe und ich dazu ein Bild entwickeln kann. Die Texte habe ich bis jetzt in zweierlei Versionen umgesetzt. In den ersten Buchobjekten habe ich die Texte mit ausgeschnittenen Buchstaben aus Tageszeitungen collagiert. Ich wollte einen visuellen Bezug zu der Zeit schaffen, in der die Gedichte entstanden sind. Ungefähr in dieser Zeit haben die Literaten begonnen, ihre Texte zu collagieren und so experimentell zu arbeiten. In einigen Buchobjekten habe ich die Texte mit der Hand geschrieben.
Hat dieses Projekt einen Anfang und ein Ende oder aber geht diese Serie weiter und wir dürfen noch einige neue Arbeiten erwarten?
Das Projekt hat 2015 begonnen. Einige Buchobjekte sind in der Benediktinerabtei Seckau entstanden. In weiterer Folge habe ich mehrmals die wunderbare Einladung als Artist in Residence von Kunst & Co in Millstatt bekommen und so sind bereits 4 Buchobjekte in Millstatt entstanden. Das Projekt wird auf jeden Fall weitergehen – es gibt zu viele wunderbare Gedichte, die ich noch bearbeiten möchte.
Es liegen nun 7 Kunstbücher vor, besondere Unikate – ein Ausstellungsstück jedes für sich… Überlegen Sie, ob diese Arbeiten Eingang in ein Buch finden, das Besucher und Interessierte mit nach Hause nehmen können?
Ja, tatsächlich möchte ich gerne mit einem Verlag die vorhandenen Buchobjekte in eine qualitätsvolle Vervielfältigung bringen, die es möglich macht, die Gedichte mit den Bildern zu Hause immer wieder zu lesen und zu studieren. Das Interesse bei den Ausstellungen ist sehr groß, dass ein derartiges Buch auf den Markt kommt.
In diesem Jahr, in dem sich der Todestag von Christine Lavant zum 50. Male jährt, sind einige Ausstellungen oder Veranstaltungen, in denen Sie ihr Projekt vorstellen, geplant? Lassen Sie unsere Leser:innen Anteilhaben und verraten, was wo zu erwarten ist.
KÜNFTIGE VERANSTALTUNGEN
MIT ARBEITEN ZU GEDICHTEN VON LUISE KLOOS
ICH WILL DAS BROT MIT DEN IRREN TEILEN – BILDMEDITATIONEN zu Gedichten von Christine Lavant von LUISE KLOOS
Dienstag, 9. Mai 2023, 19 Uhr
Bildungshaus Sodalitas, Tainach, Großer Vortragssaal
MEIN SCHATTEN KANN ÜBER WASSER GEHEN
GEDICHTE von CHRISTINE LAVANT – BILDER von LUISE KLOOS – LESUNG von WILFRIED KUSS
Sonntag, 11. Juni 2023, 11 Uhr
Galerie im Drauknie, Marktplatz 6, 9751 Sachsenburg
du hast die landschaft zwischen uns verändert
TransformationEN in Gedichten von CHRISTINE LAVANT
Freitag, 1. September 2023 – Freitag, 22. September 2023
LUISE KLOOS – Ausstellung / Work in Progress
Galerie Kunst & Co Millstatt, Alte Schule
Im Rahmen der Triennale III Kärnten 2023 „schock.šok.shock“
Ausstellung geöffnet: Fr 1. Sept. bis Fr 22. Sept. 2023; Mo-Sa von 10-13h (So geschlossen) oder nach tel. Vereinbarung: T 0699 1146 0941. www.luisekloos.at
NEUESTES BUCHOBJEKT zu Christine Lavant von Luise Kloos
Donnerstag, 21. September 2023 – Finissage um 17 Uhr
Galerie Kunst & Co Millstatt, Alte Schule
Biografische Notiz:
Nach einem abgeschlossenen Pädagogikstudium an der Karl-Franzens-Universität und Lehr-und Studienjahren an der TU Graz sowie an der Akademie der bildenden Künste in Wien gründete sie 1995 „next“- einen Verein für zeitgenössische Kunst, der immer wieder mit spannenden, internationalen Ausstellungen und Kunstprojekten auf sich aufmerksam macht.
Luise Kloos arbeitet in und mit unterschiedlichsten künstlerischen Techniken und Genres wie der Malerei, Zeichnung, Fotografie, Grafik, Installationen und interaktiven Performances. Sie initiiert und organisiert interdisziplinäre Projekte, gestaltet Ausstellungen und hält Vorträge und Workshops.